Marc Meller: Das Schlaflabor

Das Schlaflabor ist ein im Herbst 2022 erschienener Medizinthriller, der sich nervenzermürbender Schlaflosigkeit und der Angst vor Manipulation und Kontrollverlust widmet.

Tom Sonnborn quälen seit einiger Zeit unter massiven, seine berufliche Laufbahn bedrohenden Schlafstörungen. Er versucht verschiedenste therapeutische Strategien gegen das belastende Leiden – allerdings ohne Erfolg. Als er von einem Schlaflabor in den Schweizer Alpen hört, das auf eine neuartige Therapieform setzt und eine hohe Heilungsquote verspricht, schöpft Tom Hoffnung und begibt sich – trotz der Zweifel seines behandelnden Neurologen – in die Obhut der Schweizer Spezialisten. Tatsächlich schläft er bereits kurz nach seiner Ankunft in der Klinik so gut wie lange nicht mehr, und die neue Fähigkeit zum Tiefschlaf hält auch nach seiner Rückkehr ins heimatliche Köln an. Doch Toms Glück ist nur von kurzer Dauer, denn eines Morgens wacht er blutverschmiert und ohne jede Erinnerung an die vorangegangenen Stunden auf. Die Polizei verdächtigt Tom, einen Mord begangen zu haben. In Köln ist der Ermittler Kristian Jurevic Tom auf den Fersen, während  in der Schweiz der Kriminalist Jasper Rochat zu mysteriösen Todesfällen aus dem Umfeld der Klinik recherchiert.

Keinem ist zu trauen – auch nicht sich selbst

Tom weiß nicht, ob er sich selbst noch trauen kann: Begeht er etwa schlafwandelnd Verbrechen? Hat man ihn bewusst manipuliert oder hat die wirksame Therapie aus der Schlafklinik gefährliche Nebenwirkungen? Er reist in die Schweiz, um den Wurzeln seines Albtraumes auf die Spur zu kommen und bleibt lange ahnungslos, was da wirklich in seinem Leben vorgeht.

Eingehende Recherchen, gute Beschreibungen

Marc Meller geht souverän und gut informiert um mit Konzepten wie „Gaslighting“ – einer Form der Manipulation und psychischen Gewalt -, „Tetanischer Stimulation“ – einer elektirischen Reizung von Nervenfasern – oder „Uncanny Valley“, das den Effekt künstlicher Figuren wie Avataren auf den Zuseher beschreibt. Er bewegt sich kenntnisreich zwischen speziellen Gebieten der Hirnforschung und psychischen Erkrankungen und jongliert glaubwürdig und gut recherchiert mit medizinisch-wissenschaftlichen Fakten zwischen pharmakologischen Details und künstlicher Intelligenz.

Die neuartige Therapie, die in den Schweizer Bergen angeboten wird, hat der Autor allerdings selbst erfunden. Ausschlaggebend für seine Recherche zu „Schlaflabor“ sei der Neurowissenschaftler Giulio Tononi und seine Aussage „Im Wesentlichen ist der Schlaf der Preis, den wir für die neuronale Plastizität zahlen müssen …“ gewesen, sagt Marc Meller in einem Interview auf der Website seines Verlages. „Was ist neuronale Plastizität? Von diesem Punkt an begann meine Recherche und führte bis zur Künstlichen Intelligenz. Die neue selbst ausgedachte Therapieform gibt es aber nur in der Fiktion.“

Gelungen ist nicht nur die authentische Beschreibung der Medizinwelt, von psychischen Phänomenen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch sprachlich und erzählerisch ist der Roman geglückt: Nicht nur das Tempo ändert sich von Szene zu Szene, auch Perspektivenwechsel und falsche Fährten bringen viel Bewegung in die Geschichte, die bis zur durchaus überraschenden – wenn auch nicht sehr raffinierten – Auflösung spannend bleibt. Eine Leseempfehlung – aber Vorsicht: das Buch könnte durchaus schlaflose Nächte bereiten!

Marc Meller, Das Schlaflabor, Lübbe Belletristik Paperback, 2022. ISBN: 978-3-7857-2791-1

(c) Vera Drewke Photography

Zum Autor: Marc Meller ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors von Film- und Fernsehdrehbüchern, Kriminalromanen und Thrillern, der ursprünglich eine Ausbildung zum Chemielaboranten gemacht hatte. Er lebt und schreibt in Köln.

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