Die Medizinkrimis von Robin Cook

Nicht einem einzelnen Buch, sondern dem Werk eines großen Spezialisten des  Medizinkrimis widmen wir diesem Beitrag: Die Rede ist vom Arzt und Krimiautor Robin (eigentlich Robert Brian) Cook. Der 1940 in New York geborene und in Florida lebende HNO-Spezialist hat zunächst neben seiner ärztlichen Tätigkeit in Patientenversorgung und Forschung begonnen zu schreiben, um sich schließlich ganz der Arbeit an Medizinkrimis und -thrillern zu widmen. Neben drei Reihen mit wiederkehrenden Protagonistinnen und Protagonisten gibt es auch eine Menge Einzelbände, von denen viele auch auf Deutsch erschienen sind.

In seinen sehr realitätsnahen und exzellent erzählten Romanen spielt Robin Cook seine Stärke aus: Er kennt sich aus in der Welt der Spitäler und der Forschungseinrichtungen, der ehrgeizigen Wissenschaftler und der Behandlerinnen, der ethischen Grenzen der Medizin und der menschlichen Tragödien am Krankenbett und in Pflegeeinrichtungen. Er klärt auf über das Potenzial der Forschung, über die Möglichkeiten der modernen Medizin, aber er macht auch Grenzen und Gefahren dieses Potenzials bewusst, unter anderem, indem er die möglichen Folgen von zum jeweiligen Publikationszeitpunkt bereits existierende Technologien, Methoden oder Therapien weiterspinnt und problematisiert. Sein Fachwissen verpackt Robin Cook in kurzweilige, spannende Handlungsstränge, die nicht in „Fiction-Fachartikel“ mit langatmigen enzyklopädischen Erklärungen abdriften, wie das in Medizinkrimis sonst immer wieder vorkommt.

Einige seiner Arbeiten wurden verfilmt – darunter Robin Cooks zweiter Roman „Koma“ (im Original „Coma“), „Foreign Body“ oder „Acceptable Risk“.

Die Montgomery-Stapleton-Reihe

Eine der Reihen behandelt Fälle rund um die beiden New Yorker Gerichtsmediziner und Lebenspartner Laurie Montgomery und Jack Stapleton – ein Muss für Liebhaber von Medizinkrimis mit sympathischem Serienpersonal, das man auch im Privatleben erlebt. In „Blindsight“ (auf Deutsch 1993 als „Blind“ und 1995 als „Blindwütig“ erschienen) etwa gehen die beiden Experten seltsamen Machenschaften rund um Organspenden nach, auch in „Chromosome 6“ (auf Deutsch 2000 als „Chromosom 6“ erschienen) greift Robin Cook das Thema der Organtransplantation auf. In „Contagion“ (auf Deutsch 1997 einmal als „Tödliche Geschäfte“ und einmal als „Das Labor“ erschienen) treten in einem Privatspital auffällig viele rätselhafte Viruserkrankungen auf, die keinen natürlichen Ursprung haben dürften, in „Critical“ (auf Deutsch „Die Seuche Gottes“, 2009) grassiert ebenfalls in einem Privatspital ein gefährlicher resistenter Bakterienstammt, und in „Vector“ (auf Deutsch 2000 sowohl als „Der Experte“ und als „Anthrax“ erschienen) will ein ehemaliges Mitglied eines russischen Biowaffen-Programms ein gefährliches Virus in Umlauf bringen. In „Marker“ (auf Deutsch 2005 als „Labor des Teufels“ erschienen) häufen sich in einem New Yorker Krankenhaus Todesfälle nach Routineeingriffen, die sich nicht als Kunstfehler, sondern als Werk eines Serienkillers herausstellen, und in „Crisis“ (auf Deutsch ebenfalls „Crisis“, 2008) geht es auch um einen vermeintlichen Kunstfehler, hinter dem aber eine ganz andere Geschichte steckt. „Foreign Body“ (auf Deutsch „Die Hand des Bösen“ 2010) nimmt sich des Themas Medizintourismus an, in „Intervention“ (auf Deutsch 2011 als „Obduktion“ erschienen) sind die beiden Gerichtsmediziner mit einer seltenen Erkrankung ihres eigenen Sohnes konfrontiert, entdecken, wie viele Scharlatane sich in der Alternativmedizin-Szene tummeln und werden an einer ganz anderen Front in einen rätselhaften Knochenfund im Vatikan involviert. „Cure“ (auf Deutsch „Testphase“, 2012) beschäftigt sich anhand des Mordes an einem Wissenschaftler mit dem komplexen Gebiet der Stammzellenforschung, „Pandemic“ (keine deutsche Ausgabe) führte zwei Jahre vor der Corona-Krise auf die Spuren einer von Menschen ausgelösten Pandemie, bei der auch Genveränderungen mit der CRISPR/CAS9-Genschere eine Rolle spielen. In „Genesis“, das noch nicht übersetzt ist, suchen die Gerichtsmedizinerinnen Laurie Montgomery und ihre neue Assistentin Aria Nichols über genealogische Datenbanken nach dem Vater des ungeborenen Kindes eines vermeintlichen Drogenopfers, und im aktuellsten Fall der Montgomery-Stapleton-Reihe „Night Shift“ (noch ohne deutsche Übersetzung, erscheint im Sommer 2023 auf Englisch) muss das Gerichtsmediziner-Paar den Mord an einer Kollegin vom Manhattan Memorial Hospital aufklären und gerät dabei ins Fadenkreuz eines gefährlichen Killers.

Romane um Pia Grazdani

Derzeit zwei Titel liegen in der Reihe rund um die Wissenschaftlerin mit geheimnisvoller, traumatisierender Vergangenheit Pia Grazdani vor: „Death benefit“ (auf Deutsch „Ein teurer Tod“, 2014), eine Geschichte rund um künstliche Organe, und „Nano“ (keine Übersetzung), das sich mit mikrobivoren Organismen beschäftigt, winzig kleinen Organismen, die in der Geschichte künstlich erschaffen werden und die Fähigkeit haben, Bakterien und Viren zu verschlucken.

Bücher zu Marissa Blumenthal

Um die im CDC – dem spätestens seit der COVID-19-Pandemie weithin bekannten US-Seuchenkontrollzentrum – tätige Ärztin Marissa Blumenthal gibt es ebenfalls zwei Geschichten. In „Outbreak“ aus den späten 1980er Jahren (auf Deutsch 2006 als „Virus“ erschienen) kämpft die junge Tropenmedizinerin gegen die Ausbreitung eines tödlichen Ebola-ähnlichen Virus, und in „Vital Signs“ ( auf Deutsch 2001 als „Trauma“ erschienen) deckt die Ärztin skrupellose Praktiken an Frauen mit Kinderwunsch auf.

Zu diesen Reihen kommen mehr als zwei Dutzend Einzelromane, von denen die Mehrheit auch auf Deutsch vorliegt, und in denen Robin Cook eine breite Palette von Themen aus der Welt der Medizin aufgreift, von weiteren Machenschaften mit tödlichen Viren über gefährliche Geschäfte mit der Krebsdiagnostik unerklärliche Koma-Fälle oder durch Umweltverschmutzung verursachte Krebserkrankungen bis hin zu agressiv werbenden und forschenden Pharma-Konzernen oder unerklärlichen Todesfällen unter Anästhesie.

Die Stand-alone-Romane von Robin Cook:

 

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